Sonntag, 5. August 2012

Testspiel: 1. FC Lokomotive Leipzig – SC Victoria 2:2 (1:0) (05.08.2012)

Bereits seit einigen Monaten stand dieses Testspiel nun im Raum, die Vereine haben lange Zeit verhandelt und letztlich kam das Spiel dann auch zustande. Das Ganze ist im Rahmen der Initiative 1903 gelaufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Traditionen zu wahren und dem Kommerzfußball etwas entgegen zu setzen. Da wir auch einen guten persönlichen Kontakt zu den Initiatoren aufgebaut hatten, war es klar, dass wir natürlich nicht nur nach Leipzig reisen würden, sondern letztlich auch einen der Unsrigen als Co-Kommentator für das Lok-Radio abstellten.
Letztlich machten sich zwei WETs von Nordkaos und der Konterbande auf den Weg nach Sachsen, wo wir von einem weiteren Freund aus der Itzehoer Szene unterstützt wurden. Am frühen Sonntagmorgen war natürlich die Meppen-Fahrt noch immer Gesprächsthema Nummer 1 und so wurde ganz besonders der Hitmix noch einmal hervorgehoben und mehr als einmal unterhielten wir die Regional- und Bimmelbahnen mit unserem Gesang. Jaja, immer die Fußballfans, die schon morgens um zehn Uhr besoffen durch die Lande ziehen... not! Aber lassen wir die Leute mal in ihrem Glauben.
Trotz der großen Strapazen hatten wir viel Spaß und kamen auch pünktlich in Leipzig an, wo wir uns ohne Ticket in die Straßenbahn setzten. Sorry, aber welcher Automat braucht bitte passendes Kleingeld? Und gilt das WET hier tatsächlich nicht im Stadtverkehr? Wir wissen es bis heute nicht, wunderten uns auf dem Weg nach Probstheida aber über den vielen Leerstand in der Stadt und das so dicht am Bahnhof. Irgendwie schade, hatte doch zumindest der Autor dieser Zeilen vorher viel von der Schönheit Leipzigs gehört. Aber scheinbar waren wir an der falschen Ecke. Am Völkerschlachtdenkmal kamen wir dann auch noch vorbei und näherten uns dem Bruno-Plache-Stadion scheinbar von hinten – unbemerkt von allen. Nachdem wir lautstark auf uns aufmerksam gemacht hatten und sofort von der Mannschaft und der Entourage freudig in Empfang genommen wurden, stellten wir fest, dass wir auch noch kostenlos mitten im Stadion standen. Warum gibt’s denn hier hinten keine Kasse? Als wir den Irrtum bemerkten, holten sich aber alle ganz brav ein Ticket, schließlich braucht man ja was für die Sammlung! Und immerhin wissen die Leipziger auch im Gegensatz zu den Meppenern, dass man Victoria mit c schreibt! ;-)
Nachdem wir der Gedenksteinenthüllung beigewohnt hatten, gab es eine kleine Stadionführung.
Ich persönlich bin ja kein großer Freund von diesen alten Schüsseln, die sehr weitläufig mit Laufbahn und ohne Dächer daherkommen. Leider ist auch hier ein Großteil des Stadions nicht wirklich gepflegt, teilweise mannshohes Unkraut überwuchert die Stufen. Insgesamt ist so ein Bau natürlich aber immer noch besser als jeder neumodische Kommerztempel dieser Welt! Vor allem die Tribüne fand großen Anklang bei uns, ist sie doch aus dem gleichen Holz geschnitzt wie unsere – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein wenig größer als unsere Tribüne und ein bisschen weniger Farbe an den Balken stellten den größten Unterschied dar. Ach ja, und natürlich der blaue Teppich (!) auf dem Boden!
Wir entschieden uns schließlich auch für einen Sitzplatz dort oben, die örtliche Kameradschaft hatte uns nämlich ebenfalls sofort im Blick. Allerdings blieb alles ruhig, zumindest bis nach dem Spiel, als dann das Niveau kräftig sank und Worte wie „Wessi-Fotzen“, „linke Zecken“ und Ähnliches folgten. Na dann... ich bin tief getroffen!
Zum Spiel: Nachdem eine Replik des alten Spielballs per Segelflieger ins Stadion gebracht wurde, konnte man sich auf die Aufstellung konzentrieren. Oha, wieder einmal die zweite Garde am Zug... und leider spielte sie zunächst auch mal wieder so. Es wirkte alles ein bisschen müde und lustlos, was da von den Hamburgern auf dem Rasen gezeigt wurde, dafür machten die Leipziger vor allem durch rüde Fouls auf sich aufmerksam. Das Spielniveau nicht besonders hoch, allerdings merkte man immer sofort, wenn der SCV ein wenig anzog, dann ging auch was. Der Schiedsrichter ist übrigens auch eine eigene Erwähnung wert: Er ließ viel zu viel durchgehen, so kann es nicht sein, dass ein Leipziger Spieler unserem Andreas Goldgraebe eine Gehirnerschütterung verpasste (in einem Freundschaftsspiel!) und dafür gerade einmal Gelb bekam! Ein Elfmeter für den SCV wurde ebenfalls gegeben, aber während sich bei unserem Team noch besprochen wurde, wer schießt, hatte es sich der Schiri wieder anders überlegt. Und davon mal ganz abgesehen: Der Leipziger Trainer rannte nach einer umstrittenen Entscheidung aufs Spielfeld und forderte lautstark eine Karte für unseren Spieler. Keine Verwarnung, keine Verbannung hinter die Bande, nichts...
Mit einem 1:0 zur Pause waren wir daher noch gut bedient, bei uns wurde derweil das reichhaltige und gute Gastronomie-Angebot genutzt, während auf dem Rasen ein wenig gewechselt wurde und zumindest einige Leistungsträger sich warm machten. An dieser Stelle sei übrigens Mauri einmal erwähnt, der wirklich ein sehr gutes Spiel bot und schließlich auch das 1:1 erzielte. Leider fingen sich unsere Mannen noch ein Gegentor ein, wäre der Ball energischer geklärt worden, hätte man sich das sparen können! Letztlich machte es dann Co-Trainer Stilz nach Vorlage von unserem Youngster Nils Brüning, der noch einmal ein Ausgleich zum 2:2 erzielte.
Nach dem Spiel machten wir uns schon auf den unvermeidlichen Zusammenstoß mit den Gastgebern gefasst (Ultra-Haue am Bahnhof, Teil 1478), als unser Team beschloss, dass im Mannschaftsbus auch genug Platz für die Fanmeute ist. Nochmals vielen Dank für diese Aktion, wir merkten wieder einmal, dass wir hier genau beim richtigen Verein sind! Verpflegung gab es dann auch noch und so wurde die Rückfahrt mit einer Unterbrechung durch einen Stau (inklusive Mobfoto auf der Autobahn!) mit zu vielen Folgen „Two and a Half Men“ verbacht. Gegen 22.30 Uhr waren wir dann zurück in der schönsten Stadt der Welt – um ein unglaubliches Wochenende reicher!