Dienstag, 25. September 2012

3. Spieltag: Hamburger SV II – SC Victoria 2:2 (2:1) (25.09.2012)

Nach dem ernüchternden Erlebnis Neumünster war nichts mehr von Euphorie und Spaß an der Regionalliga zu spüren. Sportliche Chancenlosigkeit, Schikanen, ständige Überwachung und kaum noch nachvollziehbare Verbote haben jetzt schon einen guten Teil des Umfeldes verprellt und nur noch der harte Kern der Victoria-Fanszene stand zur Verfügung, sich ein weiteres Mal im strömenden Regen überharten Kontrollen (waren angekündigt) und einer deftigen Niederlage auszusetzen.
Lustlos marschierte der Minimob also zum Edmund-Plambeck-Ground und ließ sich bewusst viel Zeit, das schöne Stadion zu betreten. Wieder einmal war der Gästeblock nicht geöffnet. Die Krawallmacher offenbar doch nicht so krawallig, dass sich mehr Personal lohnen würde, aber krawallig genug, um einmal mehr penibelste Kontrollen anzuordnen. Spannend, wo die Security so Pyro vermutet. Willkommen im Tal der Ahnungslosen! Zumindest war man hier nicht so unfreundlich wie in Neumünster. Wobei das galt nur für den Ordnungsdienst, der Sicherheitsbeauftragte zeigte einmal mehr, was zu viel Macht aus einem Menschen so machen kann. Sei es drum. Wozu sich noch ärgern, als plötzlich gewaltbereite Fußballfangruppierung müssen wir einfach mal hinnehmen, dass permanente Drohungen als A und O einer entspannten Fußballatmo gelten. Deeskalation durch gezielte Eskalation. Wie gesagt, Ordner und Zivis machten es heute wett und zeigten, dass es auch im freundlichen Miteinander geht und wir gar nicht bei jedem Spiel kleine Kinder fressen. Da fällt mir ein, langsam sollten wir aber mal anfangen mit dem Randalieren, unsere Szene hat in den letzten Tagen so viele Vorschusslorbeeren in Sachen Krawallmacher und Chaotentum bekommen, wir müssen jetzt auch mal nachlegen und das untermauern. Sonst verliert das Gros der RL-Sicherheitsbeauftragten noch seine Legitimation, wenn sie zwischen lauter Dorfvereinen nicht zumindest hin und wieder mal ein paar „angeblichen Fans“ und Fußballterroristen großmundige Drohungen entgegen schmettern können.

So, den obligatorischen Part der Sicherheitsprobleme abhaken und zum Spiel kommen – Das lohnt sich nämlich weit mehr. Wieder erwartete uns eine dubiose Aufstellung und wieder einmal resignierten nicht wenige Victorianer – okay, das wird 'ne Klatsche. Doch die Mannschaft – heute zum ersten Mal in den wirklich geilen blauen Trikots am Start – hatte nicht vor, unsere düstersten Befürchtungen zu bestätigen. Tatsächlich begannen sie ganz gut.
Ganz gut übrigens auch der Support. Ein eigentlich enttäuschend kleiner Auswärtsmob dreht gleich zu Beginn gut auf. Da war sie, diese Jetzt-erst-recht-Stimmung und alle Fanclubs zogen zusammen 90 wirklich geile Minuten durch. Laut, geschlossen, lustig und voll im Spiel. Natürlich hilft das enge Stadion zu so einer guten Atmo und dann noch bei Flutlicht, aber auch das Spiel unserer Mannschaft mitsamt 1:0-Führung nach Foul an Benny Hoose und sicherem Elfer von Sergej Schulz sorgten für die entsprechende Ekstase.
Abdrehen, Freidrehen, Ausflippen! Natürlich kam es, wie es immer kommt, und der HSV zog kurz an und übertölpelte unsere Abwehr, doch die Kurve ließ sich nicht entmutigen und so auch nicht unsere Mannschaft. Heute kann trotzdem etwas gehen!
Oder doch nicht? Wieder so eine dumme Situation und wieder lagen wir hinten. Scheiß egal, weitermachen! Unsere Jungs haben heute wirklich alles reingelegt, was möglich war. Teilweise sah das auch gar nicht schlecht aus, eine klare Verbesserung, ein Lebenszeichen, das letztlich mit dem wundervollen Ausgleichstor von Jakob Sachs nach Vorarbeit von Benny Hoose belohnt wurde. Wieder kollektives Ausrasten im Block.
Auch Neuzugang Pedrosu-Busso durfte ran und wir hoffen, dass mit einem richtigen Stürmer auch die große Trendwende einsetzt. Ein erster Schritt wurde heute getan. Unentschieden im kleinen Derby statt erwartete Klatsche! Balsam fürs Selbstbewusstsein. Vor allem wissen wir jetzt: Rückstände lassen sich aufholen, wir können nämlich doch Tore schießen. Und Tabellenletzter sind wir auch nicht mehr.
Ein geiler Abend. Vor allem, weil er so unverhofft kam.