Sonntag, 1. November 2015

Oberliga, 13. Spieltag: SC Victoria – Altona 93 2:3 (2:1)

Stadion Hoheluft, 1054 Zuschauer

DERBY! Schon der Gedanke daran löst ein angespanntes Kribbeln aus, stellen diese zwei Spiele im Jahr doch immer etwas Besonderes dar. Ob im Positiven oder Negativen weiß man natürlich erst hinterher, was zur Anspannung noch beiträgt. Nun sind seit dem Spiel bald zwei Wochen vergangen und als Fazit lässt sich festhalten: Wir haben schon bessere Derbys erlebt!
Schon der Termin war alles andere als günstig. Aufgrund der Vorkommnisse im Februar ist es aus Sicht des Vereins sicher verständlich, dass man vom Freitagabendtermin unter Flutlicht auf den Sonntag geht, doch trägt die Anstoßzeit am Nachmittag – dann wenn alle anderen auch spielen – sicherlich nicht zur Atmosphäre bei. Das Flutlichtspiel ist gewissermaßen das Markenzeichen des SC Victoria, das man nun hergeschenkt hat, um den Sicherheitsmaßnahmen Rechnung zu tragen. Eine Anmerkung sei an dieser Stelle allerdings gestattet: Dass es dieses Mal keine Pyroshow gab, hat mit Sicherheit NICHTS mit dem Termin am helllichten Tag zu tun! Wenn nur bei Abendspielen gezündelt werden würde, würde es in der Bundesliga ja kaum noch brennen. ;-)
So mussten sich also alle mit dem Sonntagstermin arrangieren. Fein, blieb also noch das Wochenende vorher, um allerlei Schabernack zu inszenieren. Letztlich liefen die Vorbereitungen dann aber aus unserer Sicht wunschgemäß ab, sodass sich am Sonntagvormittag ein motivierter Haufen im Stadion einfand. Dort konnte zunächst beobachtet werden, wie nach und nach immer mehr Ordner den Weg an die Hoheluft fanden. Selbst zu Regionalligazeiten waren es wohl nicht so viele, aber immerhin wirkte das ganze dieses Mal ein wenig besser koordiniert. Altona sollte die komplette Gegengerade bekommen, auch auf Fantrennung wurde verstärkt Wert gelegt. Insgesamt fanden sich gegen 14 Uhr dann etwas mehr als knapp 1000 Zuschauer ein – ein ganz ordentlicher Wert, der allerdings imho noch höher hätte ausfallen können, wenn man bei Freitagabend geblieben wäre...
Wir hatten uns im Vorfeld überlegt, was wir optisch auf die Beine stellen und entschieden uns dieses Mal für ein Intro mit Luftschlangen-Shootern in blau und gelb. Letztes Mal hatten wir die größte Choreo der Gruppengeschichte am Start, daher war klar, dass dies nicht so schnell getoppt werden könnte. Die Shooter gaben dann auch ein gutes Bild zu Spielbeginn ab, während Altona auf der Gegengerade Luftballons präsentierte.
Stimmungstechnisch muss man zugeben, dass an diesem Sonntag bei uns von Anfang an der Wurm drin war. Offenbar von der Atmosphäre abgelenkt, agierten viele nicht mit der nötigen Leidenschaft, die gerade bei einem Derby am Start sein muss. Viel Luft nach oben, was sich auch nicht besserte, nachdem Vicky früh in Rückstand geriet.
Auf dem Papier hätte dieses Derby nämlich eigentlich eine klare Sache sein müssen: Nach dem katastrophalen Saisonstart dümpelte Altona noch immer irgendwo in unteren Gefilden der Tabelle herum, während Vicky im Führungstrio Spitzenreiter BU an den Hacken klebte. Aber wie es dann immer so ist: Pokal und Derby sind andere Schuhe als normale Ligaspiele. Und so übertrug sich das nervöse Auftreten der Kurve auch auf die Spieler, die teilweise fahrig agierten und nicht die gewohnte Souveränität an den Tag legten, die ihnen noch eine Woche zuvor einen Kantersieg gegen Buxtehude eingebracht hatte.
Schon nach acht Minuten konnte Mustafa Hadid das erste Mal die blau-gelbe Abwehr und Torwart Richter überlisten und seine Farben mit 1:0 in Front bringen. Der Treffer wirkte natürlich nicht gerade stimmungsfördernd – daran konnte aber auch das sich verbessernde Spiel der Victorianer im Anschluss nichts ändern.
Immerhin gelang so Dennis Thiessen 20 Minuten später der Ausgleich nach einer Vorlage von Kapitän Marcus Rabenhorst, der endlich mal wieder von Anfang an spielen konnte. Kangmin Choi drehte schließlich kurz vor der Pause mit seinem Treffer die Partie, sodass Vicky mit 2:1 in die Kabine durfte. Bisher lief das dann ja doch alles nach Plan.
Davon ließ sich nach Wiederanpfiff endlich auch die Kurve ermutigen, denn die zweite Hälfte war stimmungstechnisch besser als die erste. Vor allem auch, weil einige Leute permanent den Rest der Kurve anpeitschten und zu mehr Leidenschaft und Lautstärke aufforderten, was sich endlich auch bemerkbar machte. Sicherlich war das trotzdem kein Sahneauftritt – aber um besser als Altona zu sein, hat es dennoch gereicht (Ich freu mich schon drauf, wenn ich diesen Satz demnächst online  wiederfinde… ;-))!
Leider haben unsere Spieler an diese Entwicklung nicht anknüpfen können, denn schon in der 53. Minute folgte erneutes Ungemach in Form eines frühen Tores für Altona: Maximilian Richter stürmte aus seinem Tor auf den ballführenden Stürmer Kemo Kranich zu, der die Gelegenheit nutzte und auf allen Vieren in unseren Strafraum abtauchte. Den Foulelfmeter kann man aber wohl so geben, eine Berührung fand schließlich statt. Die Altonase Benjamin Lipke hatte im Anschluss auch keine Probleme, die Kugel in unseren Maschen zu versenken. Ausgleich zum 2:2.
Allerdings sollte es kurz vor Schluss noch dicker kommen: Erneut wurde zum Elfmeter gebeten, dieses Mal nach einem katastrophalen Denkaussetzer von Rabenhorst, der auf der Linie stehend den Altonaer Torerfolg nur noch mit der Hand zu verhindern wusste. Zugegeben: Die meisten hätten in dieser Situation wohl rein aus Reflax auch die Hand gehoben und den Ball aufgehalten. Das hatte allerdings gleich zwei Konsequenzen: Handelfmeter für Altona und Rote Karte für Rabenhorst, dem damit ein sehr unglückliches Comeback zu attestieren ist. Keiner war darüber aber mehr schockiert als Rabenhorst selbst, der zerknirscht nach dem Spiel in die Kurve kam, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Mal gewinnt man, mal verliert man…
Tja, was soll man insgesamt also sagen? Ein Foulelfmeter, ein Handelfmeter, ein schönes Tor aus dem Spiel heraus für den Gegner, dazu eine lethargische Kurve? Kein guter Tag für die Victorianer. Zum Glück gibt’s noch ein Rückspiel…