Sonntag, 23. Oktober 2016

Oberliga, 13. Spieltag: Klub Kosova – SC Victoria Hamburg 1:2 (0:1)

Dratelnstraße, 180 Zuschauer

Das erste Mal im Oberliga-Betrieb zum Aufsteiger vom Klub Kosova, Freude pur! Es gab zwar schon mal einen Pokalkick vor einiger Zeit gegeneinander, aber das ist doch noch was anderes. Und besser als ständig nach Pinneberg rauszugurken! Dann lieber schnell nach Wilhelmsburg. Es entbrannte auf der Anreise zunächst noch ein Streit darüber, ob man nun die paar Meter von der S-Bahn zum Platz zu Fuß oder per Bus zurücklegen sollte, letztlich setzte sich die faule Fraktion aber durch und der Troß stieg in den Bus.
Bei Ankunft lief auf dem Kunstrasen noch ein Kick der Damen, während sich die Herren auf dem nebenan gelegenen Rasenplatz warm machten. Warum das Spiel nicht auf dem gut gepflegten Rasen ausgetragen wurde, ist allerdings einigermaßen unverständlich. Das bedeutet nämlich letztlich, dass der Autor dieses Artikels immer noch kein Kreuz am Rasenplatz setzen kann und noch mal wiederkommen muss. Na gut, es gibt Schlimmeres. Wir suchten uns also einen Standort am umläufigen Wellenbrecher (höhö) und standen bald recht dicht gedrängt neben den jüngeren Anhängern des albanisch geprägten Vereins.
Bei Vicky fiel unterdessen als erstes ins Auge, dass unser Trainer nicht anwesend war. Wie sich hinterher herausstellte, weilte er in Köln, um einen weiteren Trainerschein zu machen. Na, ruft die Bundesliga? Der HSV dürfte bald wieder einen freien Posten zu besetzen haben…
Ansonsten sah man den verletzten Dennis Bergmann auf Krücken am Platz rumhoppeln – leider ist das immer wieder ein ganz trauriges Bild, wenn man weiß, wie lange er ausfällt.
Für Ruhe und Ordnung sorgten unterdessen die Ordner, die alle unter ihren Leibchen Klamotten des Klub Kosova trugen… kennt man ja. Ich weiß gar nicht, warum man sich beim SCV diese Ordner-Kosten nicht auch spart – mir würde so ein gelbes Leibchen hervorragend stehen! ;-)
Die Partie ging jedenfalls gleich mit ordentlich Feuer los. Vicky spielte endlich mal wieder ansprechenden Fußball und man merkte der Mannschaft an, dass sie hier wirklich was holen wollte. Leider passte es mit der Zielgenauigkeit mal wieder nicht so ganz, aber zumindest wurde die Abwehr der Gastgeber gleich mal gehörig unter Druck gesetzt. Vor allem Marius Ebbers fiel im Lauf der Partie immer wieder dadurch auf, dass er aktiv in Zweikämpfe ging und versuchte, den Ball entsprechend zu verteilen, wenn andere Leute besser standen als er. Kennt man sonst ja gar nicht von ihm, aber vielleicht hat der geniale Seitfallzieher aus dem letzten Spiel bei ihm unerwartete Lebensgeister geweckt? Von einem dritten Frühling wage ich jetzt mal noch nicht zu sprechen...
Neben Marcel Rodrigues, der wie immer dafür zuständig war, sich beim Gegner unbeliebt zu machen und Freistöße herauszuholen, wollte es heute übrigens noch ein weiterer Spieler von Vicky wissen: Pascal El-Nemr – oder „El-Nehmer“, wie der Kenner sagt – legte ordentlich einen aufs Parkett, bzw. in die Sandhölle von Kosova. Der Kunstrasen war nämlich mit so einer dicken Sandschicht überzogen, dass man auch locker eine Partie Beachvolleyball auf dem Geläuf hätte spielen können. Die Spielfreude des Nehmers mündete in der 21. Minute schließlich im 1:0-Erfolg für die Guten. So eine Provokation! Das dachten sich zumindest die Einheimischen, aber dazu später mehr.
Die Führung war jedenfalls alles andere als komfortabel, denn Kosova steckte nicht auf, sondern suchte ebenfalls den Torerfolg. Und was soll man sagen, wann immer sie in unsere Abwehrkette stießen, musste einem Angst und Bange werden. Wäre da nicht VICTORia in unserem Tor gestanden, hätte es zur Pause jedenfalls nicht mehr 1:0 gestanden!
So ging es jedenfalls mit mächtig Dampf nach kurzer Pause weiter, denn der Aufsteiger hatte ebenfalls die Lücken in der blau-gelben Abwehr bemerkt und setzte nun alles daran das auszunutzen. Das gelang dann tatsächlich auch in der 57. Minute, als Farhari das 1:1 erzielte. Fortan war das Ganze ein offener Schlagabtausch, bei dem zunehmend auch Nettigkeiten untereinander ausgetauscht wurden. Vicky übernahm gegen Ende der Partie zwar wieder das Zepter, aber erneut wurde alles andere aber nicht das Tor getroffen. Bis in die allerletzte Minute der Nachspielzeit sollte es dauern, bis Marius Ebbers seine gute Leistung schließlich krönte und nach Vorarbeit von unserem Nehmer schließlich den Siegtreffer erzielte. Welch ein Jubel, vor allem, da der Schiri gleich danach abpfiff.
Nun war allerdings erst recht die Hölle los, denn zum einen wollten die Kosova-Anhänger eine glasklare Abseitsstellung unseres Goalgetters beobachtet haben und zum anderen hat sich El-Nemr wohl etwas daneben benommen. Auf jeden Fall rotteten sich die Horden zunächst am Spielfeldrand zusammen, während sich auf dem Platz schon beide Mannschaften recht anspannt Aug in Aug gegenüber standen. Die Sportler blieben allerdings weitestgehend fair, während sich nun ein kleiner Mob Kosova-Anhänger auf den Weg zu den feiernden Victorianern aufmachte. Allerdings gingen die Ordner zunächst dazwischen und verhinderten blutige Nasen.

Wir warteten zunächst noch ab, ob es beim Abmarsch der Spieler noch zum Austausch von nonverbalen Nettigkeiten kommen würde, allerdings schien dem nicht so zu sein, sodass wir uns Richtung Bushaltestelle davon machten. Als kurz danach drei Streifenwagen mit Blaulicht an uns vorbei Richtung Platz fuhren, wussten wir, dass wir etwas falsch gemacht hatten. Wer nun wem wo genau eine wohin gelangt hatte, konnte man hinterher wie immer im Internet nachlesen – Was ein Spaß! Zum Glück waren nicht mehr Medienvertreter anwesend, sonst hätte es gleich wieder geheißen: „Jaja, die Migrantenvereine immer“, was natürlich völliger Quatsch ist. Das gleiche ist in Pinneberg nämlich auch schon passiert.