Sonntag, 13. November 2016

Oberliga, 16. Spieltag: Niendorfer TSV – SC Victoria Hamburg 1:2 (0:0)

Sachsenweg, 150 Zuschauer

Wenn ich jetzt ein braver Fan wäre, würde ich mir dieses Spiel schön reden. Bin ich aber nicht, deshalb wird das hier eine Wutschrift. Wer am Sonntag in meiner Nähe stand, der dürfte einiges davon schon gehört haben. Für alle anderen: Ich war selten so angepisst nach einem Fußballspiel!
Spiele gegen Niendorf zählen bei Vicky traditionell schon nicht zu den Highlights des Jahres. Das liegt zum einen an der absolut unattraktiven Anlage, auf der man die Spieler aus der Entfernung höchstens als Ameisen wahrnimmt. Zum anderen hab ich auf der Anlage auch noch nie ein gutes Spiel von Vicky gesehen. Warum auch immer, denn Niendorf gehört nun wahrlich nicht zu den Teams, die den Fußball zelebrieren. Spiele am Sachsenweg sind immer ein Krampf, das sollte dieses Jahr seinen – vorerst – negativen Höhepunkt finden.
Meine Laune war schon auf der Anreise nicht die beste: Menschen, die am Sonntag mit Sack, Pack, Fahrrad und Hund Weltreisen unternehmen gehören schon in die Kategorie „Könnt ihr nicht zuhause bleiben?!“ Hinzu kam die Schikane, die sich der HVV in Niendorf selbst ausgedacht hatte: Die eigentliche Bushaltestelle konnte aus dubiosen Gründen nicht angefahren werden, stattdessen wurde man irgendwo im Wohngebiet ausgesetzt. Wir waren nicht die einzigen Victorianer, die fortan durch die Gegend irrten auf der Suche nach einem Fußballplatz. Das Smartphone, das just an diesem Tag die Himmelsrichtungen nicht auf die Kette bekam, tat sein Übriges dazu bei, dass die Laune beim Erreichen des Platzes zum Anpfiff bereits unterirdisch war.
Das Spiel konnte das dann tatsächlich nicht mehr unterbieten. Wenn ich Eintritt zahlen müsste, ich wäre nach dem Spiel zu unseren Spielern und hätte sie um Rückgabe desselben gebeten. Ich weiß nicht, was dieser Hühnerhaufen da auf dem Platz veranstaltet hat, mit Fußball hatte das zumindest weitgehend nichts zu tun. Im ganzen Spiel schoss der SCV zwei Mal in Richtung gegnerisches Tor – tatsächlich gingen beide Schüsse rein. „Gnadenlos effektiv“ mag man das nennen, „fürchterlich unattraktiv“ trifft es aber auch. Ansonsten war das ein wildes Gebolze auf dem schlechten Rasen, meist irgendwo um die Mittellinie rum. Passenderweise kassierte Sepher Nikroo auch auf Höhe derselbigen seine rote Karte in der zweiten Hälfte.
Niendorf hatte insgesamt ein paar Torchancen mehr, allerdings hab ich auch selten so viele Fehlschüsse gesehen. An unserer guten Abwehr lag es jedenfalls nicht, dass es bis zur 62. Minute dauerte, bis einer der Schüsse drin war. Zur Ehrenrettung der Blau-Gelben muss man sagen, das es ein Elfmeter war, den Niendorf dafür benötigte – da half auch das Rumgeschreie des Co-Trainers (?) nicht, der quasi mit Anpfiff eine Schallplatte auflegte, die ihresgleichen suchte. Man hätte meinen können, sein Team lag nach drei Minuten mit 0:8 hinten (schön wäre es gewesen), wo ich mir auch die Frage stelle, wie man das ertragen kann? Tinnitus nach dem Training inklusive...
Zur Pause stand es zumindest noch 0:0 und wir wechselten zur Fressbude, die zu aller Enttäuschung aber nicht mal was vom Grill bieten konnte. Während einige in die warme Halle nebenan flüchteten, machte ich mir Gedanken, wie ich schnellstens wieder nach Hause komme, aber da ich noch jemanden auf meinem Ticket dabei hatte, konnte ich mich leider nicht absetzen. Also hieß es weiter das Gebolze ertragen, kurz darauf auch noch mit einem Mann weniger und einem Rückstand für das eigene Team.
Um es kurz zu machen und zumindest noch minimal auf das Endergebnis einzugehen: Das erste Tor verpasste ich, da ich mich auf die warme Toilette geflüchtet hatte. Torschütze war der eingewechselte Tarek Abdalla. Und zum Schluss durfte Marius Ebbers auch noch mal ran und erzielte mit der letzten Aktion des Spiels das 2:1 für Vicky. Selten so unverdient errungene drei Punkte gesehen! Wenn es nicht Niendorf wäre, täte mir der Gegner fast schon leid.

Alle anderen Victorianer zeigten sich jedenfalls mit der Partie versöhnt, allerdings ist da bei mir schon ein bisschen mehr nötig. Mit Grauen dachte ich bereits am Sonntag an die heutige Partie gegen Rugenbergen. Aber wenn es da wieder nicht läuft, hab ich immerhin die beste Entschuldigung zur Flucht überhaupt: Mitgliederversammlung ist ja auch wichtiger...